Das Schlagwort „Nachhaltigkeit“ wird immer wieder von Politikern, Umweltschützern und verantwortungsvollen Unternehmern benutzt. Wissen Sie aber, was dieser Begriff wirklich bedeutet? Warum wird darüber so oft diskutiert und wie sieht es mit der Nachhaltigkeit in der Realität aus?
Was ist nachhaltige Entwicklung?
Die meisten Menschen assoziieren den Begriff Nachhaltigkeit intuitiv mit Umweltschutz. Es ist kein Fehler, aber eine grobe Vereinfachung. In der Tat bezieht sich dieser Begriff auf das Gleichgewicht zwischen der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Dimension des zivilisatorischen Fortschritts.
Nach der gebräuchlichsten Definition ist die nachhaltige Entwicklung eine Art und Weise, unseren Planeten so zu bewirtschaften, dass der Wohlstand der gegenwärtigen Bevölkerung die Befriedigung der Bedürfnisse von künftigen Generationen nicht beeinträchtigt. Einfacher gesagt, geht es darum, unseren Kindern die Erde in einem mindestens so guten Zustand zu hinterlassen, in dem wir sie von unseren Vorfahren erhalten haben.
Interessanterweise erfordert das Denken über die Zukunft nicht unbedingt Entsagungen und Einschränkungen in der Gegenwart. Die nachhaltige Entwicklung zielt darauf ab, die verfügbaren Ressourcen so zu nutzen, dass die Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft vollständig befriedigt werden. Ist es überhaupt möglich?
Eine kurze Geschichte dieser Idee
Eine wichtige Inspirationsquelle für das Konzept der Nachhaltigkeit war die Forstwirtschaft. Der Mensch benutzt Holz schon seit Jahrtausenden, und zwar massenweise. Irgendwann kam aber die folgende Erkenntnis: Man wird nur dann überleben, wenn das Holzfällen und Baumanpflanzungen so aufeinander abstimmt werden, dass sich der Wald regenerieren kann.
In einem globalen Zusammenhang tauchte der Begriff nachhaltige Entwicklung erstmals im Bericht „Our Common Future“ von G. Brundtland auf, der 1987 der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung (WCED) vorgelegt wurde. Diese revolutionäre und offensichtlich notwendige Idee hat 1992 den Verlauf der UN-Konferenz in Rio de Janeiro, des sog. Erdgipfels, weitgehend bestimmt. Die Rio-Konferenz mündete in die berühmte Agenda 21, in der grundlegende Richtlinien für die weltweite Umsetzung der Nachhaltigkeit, insbesondere auf lokaler Ebene, formuliert wurden.
Nach zwei Jahrzehnten hat das Thema noch an Aktualität und Bedeutung gewonnen. Auf dem Weltgipfel 2002 in Johannesburg, den man inoffiziell „Rio 10+“ nannte, wurde ein Partnerschaftsplan zur Erreichung der Entwicklungsziele ausgearbeitet. Zehn Jahre später, erneut in Rio („Rio 20+“), konzentrierten sich die UN-Vertreter auf den institutionellen Rahmen und die sog. grüne Wirtschaft.
Das Prinzip Nachhaltigkeit wurde auch in die gegenwärtige polnische Verfassung von 1997 aufgenommen. Nach Artikel 5 dieses Rechtsdokuments soll der Staat einen angemessenen Umweltschutz gewährleisten.
Ziele der nachhaltigen Entwicklung
Selbst die schönsten Ideen sind wenig wert, wenn sie nicht in Handlungen umgesetzt werden. Genau aus diesem Grund wurden im jüngsten UN-Dokument, der sog. Agenda 2030, 17 reale und klare Ziele formuliert, die durch nachhaltige Entwicklung erreicht werden sollen. Sie betreffen zentrale Themen wie:
- Verringerung von Armut und Hunger sowie Förderung von gesundheitlichem Wohlergehen;
- Gewährleistung von inklusiver Bildung und Gleichstellung der Geschlechter;
- nachhaltiges Wasser- und Energiemanagement;
- Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung und Abbau der Arbeitslosigkeit;
- mehr Sicherheit in den Städten;
- Bekämpfung des Klimawandels und der Wasserverschmutzung.
Für jedes dieser Ziele wurde ein detaillierter Umsetzungsplan samt Forderungen in Bezug auf die erwarteten Ergebnisse im Jahr 2030 ausgearbeitet. Darunter sind konkrete Leitlinien zu finden, wie die Reduzierung des Abfallaufkommens oder die Wiederherstellung von degradierten Gebieten. Erwähnt werden auch u.a. die Eindämmung von illegalen Finanzströmen oder die Beendigung der Wilderei und des Handels mit geschützten Tier- und Pflanzenarten.
Ein sehr wichtiger Aspekt des jetzigen Plans für nachhaltige Entwicklung ist die globale Partnerschaft. In der Agenda 2030 verpflichteten sich die Unterzeichnerländer, finanzielle Entwicklungshilfen sowie umweltfreundliche Technologien bereitzustellen und einen offenen, fairen Handel zu fördern.
Nachhaltige Entwicklung in der chemischen Industrie
Die chemische Industrie hat als eine der ersten Branchen weltweit angefangen, sich auf glaubwürdige und solide Prinzipien der Nachhaltigkeit zu stützen. Saubere und sichere Technologien, moderne Umweltschutzprogramme oder Produktzertifizierung sind nur einige der Maßnahmen, die die Chemiebranche umweltfreundlicher machen sollten. Unternehmen wie die PCC-Gruppe beziehen in ihre Betriebspläne immer mehr Umweltaspekte ein: von der Anpassung an lokale und internationale Normen bis hin zu individuell erarbeiteten Strategien.
Bei ihrem Einstieg in die „grüne Revolution“ hat die PCC-Gruppe eine Reihe von wichtigen Aspekten des nachhaltigen Herstellungsverfahrens definiert, die in ihren chemischen Anlagen umgesetzt werden. Dazu gehören die Verringerung der Abfallproduktion, die Begrenzung des Einsatzes von Schadstoffen oder die Nutzung von energieeffizienten Produktionslösungen und von Energie aus erneuerbaren Quellen. Die PCC-Gruppe hat ein reichhaltiges Angebot an umweltfreundlichen Erzeugnissen, die nachhaltig hergestellt wurden, wozu insbesondere die PCC Greenline®-Produkte zählen.
Kann eine einzelne Person zur nachhaltigen Entwicklung beitragen?
Die oben genannten Ziele und Leitlinien beziehen sich eindeutig auf Regierungen und internationale Organisationen. Haben also die Entscheidungen und Gewohnheiten eines einzelnen Menschen irgendeine Bedeutung für die nachhaltige Entwicklung? Die Antwort ist „ja“.
Auf der einen Seite wird das Leben des Einzelnen durch den institutionellen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmen geprägt, so dass man die Schuld für die negativen globalen Trends denjenigen Akteuren zuschreiben kann, die diesen Rahmen konstituieren. Der australische Wissenschaftler M. A. Kahn nannte in seiner Rede auf der internationalen Konferenz über nachhaltige Entwicklung, die 1995 in Manchester stattfand, ein interessantes Beispiel für diese Wechselbeziehungen.
Kahn beschrieb die hypothetische Lage eines Menschen aus einem bestimmten geografischen Gebiet, der arbeitslos und daher arm und sozial ausgegrenzt ist. Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als Bäume zu fällen und Holz zu verbrennen, um zu überleben. Andere arme Leute folgen seinem Vorbild, was zur Entwaldung und Bodenverarmung führt. Da die landwirtschaftlichen Produkte immer weniger Mineralstoffe enthalten, kann sich die lokale Gemeinschaft nicht gesund genug ernähren, um solche Herausforderungen wie Fortschritt oder Bildung zu bewältigen. Infolgedessen verfällt die ganze Region in wirtschaftliche Stagnation, was wiederum Arbeitslosigkeit und Armut nur noch vergrößert.
Wie können Sie zur nachhaltigen Entwicklung der Erde beitragen?
Jetzt gehen wir aber davon aus, dass Sie eine Arbeit haben, für Ihre Familie sorgen können und Ihren Kindern eine angemessene Ausbildung gewährleisten können. Sie können frei handeln und treffen jeden Tag Entscheidungen, die sich zwar im rechtlichen Rahmen bewegen, der Ihnen jedoch einen weiten Spielraum lässt. Sie können beispielsweise nachhaltig wirtschaften, müssen es aber nicht tun.
Ob wir die Ziele für die nachhaltige Entwicklung erreichen, hängt nicht nur von Staatsregierungen, sondern auch von den alltäglichen Entscheidungen der Bürger und Bürgerinnen ab. Die letzteren können insbesondere zum Umweltschutz beitragen, indem sie:
- energieeffiziente Glühbirnen und Geräte verwenden und Licht ausschalten, wenn es nicht nötig ist;
- Müll trennen;
- in der Küche und im Bad Wasser sparen;
- weniger Fleisch und mehr pflanzliche Produkte essen;
- Mehrwegbehälter gebrauchen;
- weniger Produkte kaufen, die man nicht unbedingt braucht.
Die Rolle des Einzelnen geht allerdings über die Ökologie hinaus. Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung setzt voraus, dass ausgebildete und begabte Menschen andere mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten unterstützen. Lösungen lokaler Probleme, Freiwilligenarbeit und Entwicklung von innovativem Gewerbe stellen Herausforderungen dar, die von zentraler Bedeutung für den Wohlstand und die Zukunft der Gesellschaft sind.
Kritik am Konzept der nachhaltigen Entwicklung
Auf den ersten Blick ist an den ambitionierten Annahmen der UN nichts auszusetzen. Kritiker verweisen jedoch auf drei Hauptmängel der nachhaltigen Entwicklung: Sie ist zu langweilig, zu allgemein und längst überfällig.
Den Gegnern zufolge sei dieser Begriff nicht attraktiv genug, um die Herzen der Menschen zu stehlen. Das Konzept der rationalen Bewirtschaftung der schwindenden Ressourcen sei ebenso wenig anschaulich wie die Idee, „die Umwelt weniger zu verschmutzen“. Mehr Anklang würden wahrscheinlich solche Konzepte wie eine „blühende Entwicklung“ oder eine ökologische Revolution finden.
Wenig hilfreich ist auch die Allgemeinheit der Formulierungen, die für den Durchschnittsbürger schwer zu interpretieren sind. Nachhaltigkeit wird oft als ein schönes Schlagwort ohne konkreten Inhalt betrachtet. Einige Kritiker schlagen sogar vor, die Vision einer umfassenden Verbesserung der Qualität des menschlichen Lebens aufzugeben und das Hauptgewicht auf den Umweltschutz zu legen.
Schließlich wird immer häufiger argumentiert, dass es für eine nachhaltige Entwicklung schon zu spät ist. Zahlreiche Ökosysteme wurden zerstört, Tausende Arten sind endgültig ausgestorben und der Klimawandel ist zu weit fortgeschritten. Vielleicht sollten wir anfangen, vom Überleben statt von der Nachhaltigkeit zu sprechen?